Egon Tschirch studierte 1907-12 an drei renommierten Ausbildungsstätten in Berlin: an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums bei Bruno Paul, an der Königlichen Kunstschule bei Viktor Mohn und an der Königlichen Akademie der bildenden Künste bei Anton von Werner. Eine Studienreise nach Südfrankreich und Tunesien 1914 erweckte seine Vorliebe zu leuchtend starker Farbigkeit.

1919 war Egon Tschirch als Protagonist maßgeblich an der Gründung der Vereinigung Rostocker Künstler beteiligt. Seine Experimentierfreudigkeit und Produktivität ließen ihn in deren ersten Jahren zum am stärksten befehdetsten und doch erfolgreichsten Mitglied der Vereinigung aufsteigen. Mehrere V.R.K.-Sonderausstellungen sowie Einzelausstellungen im Landesmuseum Schwerin belegen dies (beispielhaft: →Hohelied Salomos,Köpfe). Tschirchs Entwicklung zu einem der gefragtesten Künstler Mecklenburgs war von Bewunderung und Missgunst gleichermaßen begleitet. Vor offensichtlichem Selbstbewusstsein strotzend und nicht mehr auf die Künstler-Solidargemeinschaft angewiesen trat er 1924 aus der V.R.K. aus.  Die →„Maleraffäre“ 1926 stand symbolhaft für Tschirchs selbst gewählte Separation.

In der später folgenden Zeit des Nationalsozialismus kann sich Egon Tschirch lange mit nationalkonservativen Ansichten identifizieren. 1931 trat er in die NSDAP ein. Offizielle Aufträge im Dienst des NS-Regimes und anhaltend reichliche Aufträge von Privatpersonen ermöglichten ihm ein komfortables Leben bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Erst das Einsetzen der systematischen Judenvernichtung und die Zerstörung seiner Heimatstadt 1942 führten zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und bitteren Resignation.

Die Widersprüche von Werk und Geisteshaltung des Malers Egon Tschirch treten aus heutiger Sicht offenkundig zu Tage und sind trotzdem nicht einfach erklärbar. Seine Kunst jedoch, welche die Künstlerpersönlichkeit an Charakter bei weitem übersteigt, bleibt für Mecklenburg und darüber hinaus von enormer Bedeutung.

Teilnahme in Ausstellungen:

Blick vom Mühlendamm  ꓲ  ca. 1919/20  ꓲ  Quelle: wikipedia

Sommertag  ꓲ  1919  ꓲ  Quelle: wikimedia commons

Köpfe  ꓲ  Eintrittskarte V.R.K.-Ausstellung  ꓲ  1921  ꓲ  Privatsammlung

Porträt Line Ristow  ꓲ  1921  ꓲ  © Privatsammlung

Warnowfischer  ꓲ  1923  ꓲ  © Kunsthalle Rostock

Das Hohelied Salomos, Nr. 11  ꓲ  1923  ꓲ  Quelle: wikipedia

2 Gemälde für das →Kurhaus Warnemünde  ꓲ  1930  ꓲ  Quelle:Rostocker Anzeiger 27. Juli 1930

Werke im Original erleben:

Egon Tschirch in der Kunsthalle Rostock

Werke aus dem „Hohelied Salomos“ im Kunstmuseum Ahrenshoop

Egon Tschirch im Kulturhistorischen Museum Rostock

Literatur

„Egon Tschirch – Leben und Werk“. Hrsg. Kulturhistorische Gesellschaft e.V., Hinstorff Verlag 2020

weitere Informationen:

Bilderzyklus „Das Hohelied Salomos“

wikipedia-Eintrag zu Egon Tschirch